Streetism — Straßenkinder in Ghanas Hauptstadt Accra

30.7.20

Streetism — Straßenkinder in Ghanas Hauptstadt Accra


THE STREET CHILD

Can your silent cries be heard?

Or you wish to die?

Maybe Yes and maybe No

Society may prove you so


Succumbed to hard conditions,

I feel your pains!

Fate made you so,

Or society held you so?


Heartbroken and disturbed,

Your lives are in jeopardy

Your number is rising!

Yet, your predicament is overlooked.


Will society realize their mistakes?

Or, will your future be succumbed to a depleted fate?

I see no justification in trading your innocence

Your parents are just architects of negligence


I hope and pray for a redefined destiny

And may you be far from any atrocity

I pray life offers you a better treat

And your life never goes back on the street.


Lavielle und unser Junior Program in Nima-Accra

Bevor wir mit unserem heutigen Thema “Streetism” fortfahren, möchten wir gerne kurz die Verfasserin des Gedichtes sowie unser Junior Program vorstellen.

Hier folgt ein kurzes Videos über Lavielle, die seit ihrer frühen Kindheit Teilnehmerin unseres Junior Programs in Nima-Accra ist.

Trotz körperlicher Einschränkungen ist Lavielle voller Energie, eine sehr ambitionierte Studentin, als auch die Mitgründerin und Vorsitzende der Jugendvereinigung “GADA” (Girls Against Drug Abuse - Mädchen Gegen Drogenmissbrauch).

Unser Junior Program in Nima, einem der ärmsten Stadtteile der ghanaischen Hauptstadt Accras, ermöglicht benachteiligten Kindern den Zugang zu Bildung und kümmert sich um die medizinische Versorgung aller Teilnehmer*innen.

Auch unser Mitgründer und Vorsitzender Amin Zaaki ist in Nima geboren und aufgewachsen. Er weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, in Armenvierteln wie Nima, Mamobi oder Newtown zu leben bzw. zu überleben.

Er glaubt daher an die Macht von Bildung und dass diese ein Weg aus der Armut heraus ist. UnserJunior Program Kids Club, der täglich nachmittags stattfindet, ist ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche aus der Umgebung. Dort können sie sich treffen, spielen, lesen, ihre Hausaufgaben machen oder sich Rat bei den Betreuern holen.Ein Essay von Zeinab Lavielle IbrahimStreetism - Gefahren für Ghanas Straßenkinder


Streetism gehört mittlerweile zum Alltag von Accra, der Hauptstadt Ghanas. Was fasziniert an diesem Leben? Ich persönlich möchte heute gerne über Straßenkinder schreiben. „Wenn du die Welt verändern willst, nimm einen Stift und schreib.“ (Martin Luther, Theologe, 1483–1546) Ich glaube daran, dass Schreiben die Stimme der Ungehörten ist. Unter den Straßenkindern sind vernachlässigte Kids, Kinder aus zerstörten Familien und solche aus armen Verhältnissen etc.

Das Leben von obdachlosen oder unbeaufsichtigten Kindern auf der Straße wird Streetism genannt. Streetism kann eine Folge von fortschreitender Urbanisierung sein und von schwierigen sozio-ökonomischen Verhältnissen, die ländliche Familien betreffen. Die meisten Menschen vom Lande mögen die Idee von einem Leben in der Stadt, obwohl sie wenig über die Herausforderungen wissen, die damit verbunden sind. In den Straßen von Nima, Fadaama, Ashiaman, Madina, Agboblosie und anderen Stadtteilen Accras leben unzählige junge Menschen. Mein Herz wird schwer, wenn ich diese Kinder und Jugendlichen sehe, die tagtäglich für sich selbst sorgen müssen.

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Aktuell leben in Accra allein ca. 61.400 Straßenkinder, die im täglichen Kampf ums Überleben auf sich alleine gestellt sind. Im Mai 2009 wurde eine Zählung der Straßenkinder in Accra durchgeführt, woraus sich ergeben hat, dass 43% der Straßenkindern Jungs und 57% Mädchen sind. Sie sind Vergewaltigung, Mord, Prostitution, Vandalismus und Drogenmissbrauch ausgesetzt. Während der Hauptverkehrszeit gehen die Kinder betteln und laufen für ein paar Münzen sogar fahrenden Autos hinterher, was lebensgefährlich ist.

Warum also, ihr Eltern und Erziehungsberechtigten, überlasst ihr eure Kinder der Straße? Die Gefahren dort sind riesig!

Durch den Roman „Faceless“ von Amma Atta Aidoo, den es auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel “Die Gesichtslosen” gibt und der 2007 unter dem Titel “Roaming around” verfilmt wurde, wird das alltägliche Leben eines Straßenkindes auf den Punkt gebracht. Ob arm oder reich, es gibt keine Rechtfertigung dafür ein Kind der Straße zu überlassen.

Leider wird diesem alarmierenden Problem von der Öffentlichkeit wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Streetism ist ein Kreislauf aus Gewalt, Gefahren und Komplikationen. Kinder, die eigentlich in die Schule gehen sollten, um etwas zu lernen, sind auf der Straße und riskieren ihre Leben. Ich frage mich, wo sind die Regierung, die Amtsträger, die religiösen Führer, die Gemeindeoberhäupter, die Eltern und die Erziehungsberechtigten? Wir alle sollten unsere Stimmen für die stimmlosen Kinder der Straße erheben.

Tatsächlich ist öffentliche Bildung ein Instrument zur Eindämmung von Streetism. Eltern, Erziehungsberechtigte, religiöse Führer etc. müssen detailliert über die Auswirkungen von Streetism informiert werden. Denn es führt zur Vereinsamung sowie Ausschluss aus der Gesellschaft und endet oft in der Kriminalität. Das muss den Menschen bewusst gemacht werden, denn „Armut ist die Mutter von Revolution und Kriminalität” (Aristoteles, griech. Philosoph, 384–322 v. Chr.)

Rehabilitation ist ein anderer Weg, um Streetism entgegenzuwirken. Geschäftsideen, formale Bildung und handwerkliche Fähigkeiten müssen den Kindern in Rehabilitationseinrichtungen vermittelt werden. Organisationen wie die Street Children Empowerment Foundation (SCEF) müssen gegründet werden, um Straßenkinder und deren Familien zu unterstützen.

Das Ministerium für Geschlechtergleichstellung, Kinder und sozialen Schutz (Ministry of Gender, Children and Social Protection) muss seine Arbeit verstärken. Sie müssen Präsenz auf der Straße zeigen und nicht nur eine helfende Hand reichen, sondern den Kindern zu ihrem Recht auf ein besseres Leben verhelfen. Die Regierung, die Unternehmen, Medien und alle Bürger müssen unermüdlich daran arbeiten, Streetism zu beenden. Lasst uns alle an einem Strang ziehen, um eine nachhaltige Lösung dafür zu finden!

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Lasst uns sicherstellen, dass die Straße kein Nährboden für sozialen Verfall wird. Ich glaube ganz fest daran, dass es durch gemeinsame Anstrengung möglich ist, die Kreativität in einem Straßenkind zu wecken – für ein besseres Ghana. Ich appelliere an Politiker, parteiübergreifende Methoden zu entwickeln, um der Not dieser Kinder und den Gefahren, denen sie tagtäglich ausgesetzt sind, ein Ende zu bereiten.

Ich, Ibrahim Lavielle Zeinab, bin davon überzeugt, dass die sich die allgemeine Lebensqualität durch echte Menschlichkeit und Mitgefühl diesen Kindern gegenüber erhöhen lässt.

Straßenkinder haben das Recht auf Gleichstellung.

Sagt „nein“ zu Streetism!