20.8.20
Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst weltwärts ist ein Erfolg. Seit weltwärts 2008 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde, sind rund 34.000 Freiwillige ausgereist. Sie engagieren sich in einem Entwicklungsprojekt und nehmen Erfahrungen mit, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten.
Durch die Förderung des BMZ haben alle interessierten jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren die Chance, einen Freiwilligendienst in einem sogenannten Entwicklungs- oder Schwellenland zu leisten. Jährlich gehen rund 3.500 junge Menschen weltwärts. Sie engagieren sich zwischen sechs und 24 Monaten bei einer lokalen Partnerorganisation für Bildung, Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft, Kultur oder Menschenrechte.
Im folgenden Video, das im Rahmen des Rückkehrerseminars entstanden ist, schildert unser Freiwilligen-Team 2019/2020, was sie an unserer Aminu Intiative ganz besonders wertvoll finden.
Der Nord-Süd-Austausch und das gemeinsame interkulturelle Lernen stehen im Mittelpunkt. Die Freiwilligen sammeln Auslandserfahrungen und erwerben Sprachkenntnisse sowie persönliche Kompetenzen. Seit 2013 können auch junge Menschen aus den Partnerländern einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Deutschland leisten und dazu beitragen, dass der gleichberechtigte Austausch zwischen den Partnern gefördert und bestehende Partnerschaften weiter gestärkt werden. Als noch junge weltwärts Entsendeorganisation bietet unsere Aminu Initiative die Süd-Nord Komponente leider noch nicht, ist jedoch motiviert, dies in der Zukunft zu tun.
Nach ihrem Freiwilligendienst engagieren sich die Rückkehrerinnen und Rückkehrer weiter in der entwicklungspolitischen Arbeit. Somit tragen sie ihre Erfahrungen in die Gesellschaft und leisten über ihren Auslandseinsatz hinaus einen persönlichen Beitrag für eine gerechtere Welt.
Auch bei der Aminu Initiative engagieren sich viele der Freiwilligen nach der Rückkehr.
So berichtet Katharina B. “Seitdem ich als Freiwillige in Ghana gewesen bin, ist schon einige Zeit vergangen. Ich habe in den letzten Jahren viel von der Welt gesehen und mich in verschiedenen Bereichen ausprobiert. Doch meine Zeit in Ghana ist rückblickend die intensivste und prägendste gewesen. Während meines Besuches der Projekte nach über sieben Jahren habe ich den Entschluss gefasst, die Zeit in Ghana nicht als vergangenen Aspekt meiner Biografie zu begreifen, sondern mich auch in der Gegenwart für die Aminu Initiative zu engagieren und Freiwillige darin zu begleiten, ihre eigenen Biografien zu schreiben. Nun wieder aktiv ins Team eingestiegen zu sein, fühlt sich wunderbar an!”
Und Anne H. schildert ihr Beweggründe wie folgt:
“Zur Aminu Initiative bin ich über den weltwärts-Freiwilligendienst gekommen. 2018/19 war ich selbst in Ghana und habe in der Creche, dem Projekt eigenen Kindergarten mitgearbeitet. Das Herzblut, das in dem Verein und seiner Arbeit steckt, haben mich so sehr begeistert, dass ich mich nach meiner Rückkehr dazu entschieden habe, selbst Teil des Vereins sein zu wollen. Die respektvolle Zusammenarbeit und die gleichwertige Stellung des ghanaischen und des deutschen Teams waren das Zünglein an der Waage für meinen Entschluss. Ich hoffe, dass durch meine Mitarbeit im Arbeitskreis weltwärts noch vielen zukünftigen Freiwilligen der weltwärts-Dienst ermöglicht wird, der sie wohl genauso prägen wird, wie er mich geprägt hat.”
Neben den Freiwilligen sind die mehr als 160 aktiven Entsendeorganisationen und die zahlreichen Partnerorganisationen in den Einsatzländern die Hauptakteure bei weltwärts. Sie setzen das Programm in enger Zusammenarbeit um und gestalten es maßgeblich mit, so auch die Aminu Initiative.
Seit 2012 ist weltwärts gemeinsam mit anderen in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit aktiven Einrichtungen, Programmen und Initiativen unter dem Dach der Engagement Global gGmbH vereint. Die Engagement Global leitet die Fördermittel an die Entsendeorganisationen weiter und berät diese bei der Umsetzung des Programms.
Eine unabhängige Evaluierung empfiehlt Weiterführung von weltwärts Programms.
Gemessen an den Entsendezahlen ist weltwärts der größte internationale Freiwilligendienst für junge Menschen in Deutschland und einer der größten entwicklungspolitischen Jugendfreiwilligendienste weltweit. Rund 35.000 junge Menschen haben bislang mit weltwärts einen Freiwilligendienst in Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa oder Ozeanien gemacht. Dabei sollen sie andere Kulturen und Sichtweisen kennenlernen, ihre eigenen Denkmuster und Handlungsweisen hinterfragen und zu einem global solidarischen Handeln befähigt werden. In welchem Maße dies gelingt hat eine Studie untersucht, die vom Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) im März veröffentlicht wurde.
Schwerpunkte der Studie waren die Wirkungen von weltwärts auf Freiwillige sowie die Wirkungen des Programms in Deutschland. Erstmals wurde untersucht, inwieweit die durch den Freiwilligendienst induzierten Veränderungen, die anhand der jährlichen Freiwilligenbefragungen nach der Rückkehr festgestellt werden, auch über die Jahre fortdauern. Außerdem wurde untersucht, in welchem Maße unterschiedliche Bevölkerungsgruppen an weltwärts und den positiven Effekten des Programms teilnehmen.
Freiwillige verändern sich durch ihren Dienst dauerhaft. Zu diesem Schluss kommt die Studie. Sie erlangen Wissen über ihr Einsatzland, erwerben dessen Sprache, entwickeln ihre Fähigkeit weiter, sich in die Perspektive von Menschen aus ihrem Einsatzland zu versetzen, und gewinnen ihnen gegenüber an Empathie. Sie engagieren sich nach ihrer Rückkehr stärker für entwicklungspolitische Themen. Auch mit zunehmendem Abstand zum Freiwilligendienst sind Wissen, Kompetenzen und Einstellungen sowie das entwicklungspolitische Engagement von Freiwilligen unverändert hoch. Die Studie belegte auch Veränderungen des Wissens, der Kompetenzen und der Einstellungen bei Eltern und im Freundeskreis von Freiwilligen.
DEval empfiehlt die Fortführung des weltwärts-Programms, sieht aber auch die Notwendigkeit von Verbesserungen. Potenzial für Veränderungen identifiziert die Evaluierung unter anderem in der fehlenden Diversität.
Obwohl sich das Programm wie kaum ein anderer internationaler Jugendfreiwilligendienst darum bemüht, weltwärts für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen, nehmen nach wie vor überwiegend Menschen aus gehobenen, gut gebildeten und eher christlich geprägten gesellschaftlichen Milieus teil. Die Studie empfiehlt daher Hürden für andere Gruppen weiter abzubauen.
Auch die Aminu Initiative ist bemüht Jugendliche aus anderen Bereichen zu erreichen und wirbt hierfür auf unterschiedlichen Kanälen.
Anna Zaaki, Gründerin und Geschäftsführerin der Aminu Initiative sagt dazu:
“Seit wir im Jahr 2009 die ersten Freiwilligen zum Einsatz nach Ghana entsandt haben, haben wir viel dazu gelernt. Daher sehen wir gerade das weltwärts Programm nicht nur als Lerndienst für die Freiwilligen selbst, sondern auch für uns als Entsendeorganisation, aber auch für unsere ghanaische Partnerorganisation, die unsere Freiwilligen aufnimmt und betreut. Mit jedem / jeder neuen Freiwilligen lernen wir dazu und freuen uns über den Austausch und die unterschiedlichen Perspektiven. Wir schätzen all unsere Freiwilligen, die eine tolle Arbeit in Ghana leisten und unseren ghanaischen Partner tatkräftig unterstützen. Jedoch wünschen auch wir uns mehr Vielfalt in der Zusammensetzung der Freiwilligen-Teams. Gerade für junge Menschen, die aus einem afro-deutschen Umfeld kommen, könnte diese Erfahrung 12 Monate in einem afrikanischen Land zu leben und zu arbeiten eine wertvolle Erfahrung darstellen. Generell möchten wir junge Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen motivieren sich zu bewerben. Unabhängig von Ausbildungsstand (Studium, Abitur, Ausbildung oder Lehre), unabhängig von Religion, Geschlecht, mit oder ohne Behinderung, wir möchten gerne allen die Möglichkeit bieten diese einzigartige Auslandserfahrung zu machen. Wer sich nicht sicher ist, kann uns gerne jederzeit ansprechen. Wir freuen uns!”
Das Engagement von Rückkehrerinnen und Rückkehrern kann aus Sicht von DEval noch besser genutzt werden, indem die Rückkehrphase konzeptionell vertieft wird und übergreifende Angebote entwickelt werden. Außerdem empfiehlt die Studie, die entwicklungspolitische Bildungsarbeit verbindlicher für die Rückkehrerinnen und Rückkehrer zu machen.
Das entwicklungspolitische Profil von weltwärts sollte weiter geschärft und konsequenter umgesetzt werden. In diesem Zuge sollte auch die Komplementarität von weltwärts zu anderen internationalen Jugendfreiwilligendiensten ausgebaut werden.
Die Steuerung des weltwärts-Programms als Gemeinschaftswerk von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren ist ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Freiwilligendiensten. Dies gilt auch für die indirekte Beteiligung der Partner an der Programmsteuerung, zum Beispiel über Partnerkonferenzen. DEval empfiehlt die Beibehaltung und Vertiefung dieser Steuerungsstruktur.
Der Einsatz endet nicht mit der Rückkehr nach Deutschland. Denn es wird erwartet, dass die Freiwilligen ihre Erfahrungen teilen und weiterhin für ihr Partnerprojekt, ihre Entsendeorganisation oder in anderer Form entwicklungspolitisch engagiert sind. Die Entsendeorganisationen bieten Nachbereitungsseminare und oft auch weitere Angebote an. Hier können sich unterschiedlichste Freiwillige kennenlernen oder wiedertreffen, Erlebtes aufarbeiten und lernen, wie sie ihre Erfahrungen am besten an andere weitergeben können. Es werden Möglichkeiten für ein Engagement in Deutschland aufgezeigt, außerdem können sie eigene Projektideen entwickeln und erfahren, welche Formen der Unterstützung es dafür gibt.
Das 5-tägige Rückkehrerseminar unserer Aminu Initiative hat gerade erst stattgefunden. Neben Reflexion, internsivem Austausch, Engagementmöglichkeiten, spielte auch das Thema Rassismus und Anti-Rassismus eine wichtige Rolle. Hierzu haben wir den befreundeten Rassismus-Experten Dr. Faisal Garba, der selbst aus Ghana stammt, per Videokonferenz zu Gast gehabt.