weltwärts mit der Aminu Initiative — Ein Lerndienst in Ghana

6.8.20

weltwärts mit der Aminu Initiative — Ein Lerndienst in Ghana

weltwärts ist der entwicklungspolitische Freiwilligendienst des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Interessenten*innen können sich für die Ausreise im September 2021 unter join.aminu.org direkt online bewerben bzw. sich über unseren Freiwilligendienst in Ghana informieren.


Ein Bericht von unserem weltwärts Freiwilligen Jan W.

Meine erste Zeit in Ghana

Als ich mich vor ca. dreieinhalb Wochen in den Flieger Richtung Accra setzte, hatte ich natürlich nur eine vage Vorstellung davon, wie es wohl im Süden Ghanas sein wird. Es war mir jedoch klar, dass vieles wohl ganz anders sein würde, als ich es gewohnt bin. Dies hat sich in vielerlei Hinsicht bewahrheitet:

Es fing damit an, dass ich den Flughafen in Frankfurt bei Minusgraden und Schneefall betrat und den in Accra einen guten halben Tag später in den Abendstunden bei über 30°C verließ. Die Menschen, denen ich begegnet bin, traten mir mit einer sehr ungewohnten Offenheit und Freundlichkeit gegenüber.

Mein Wohnort ist in Tuba, also eher dörflich, jedoch mit keinem Dorf, das ich von Deutschland kenne, zu vergleichen: Ziegen, Schafe, Hühner sowie Katzen und Hunde laufen hier frei auf dem sandigen Boden herum und scheinen sich nur von dem zu ernähren, was sie so finden.

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Auf kleinem Raum wird vielfältig angebaut und es gibt, aus deutscher Sicht, unglaublich viele Kinder und Jugendliche hier in der Gegend. Da ich ein Stadtkind bin, hat es mir im Vorfeld ein wenig Sorgen bereitet in einer ländlichen Region zu wohnen. Daher genieße ich es sehr, dass hier immer viel los ist und man teilweise gar nicht das Gefühl hat, auf dem Land zu sein. Bis jetzt hatte ich noch nie das Gefühl von Langeweile. Unterstützt wird dies natürlich durch die Nähe zur Hauptstadt und die für mich überraschend gute Möglichkeit der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Besonders freitags ist immer viel los, da die Gegend sehr muslimisch geprägt ist und Freitag Moscheetag ist.

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Das fasst wohl die Eindrücke von Tuba, die ich im ersten Monat sammeln konnte, recht gut zusammen. Alles in allem ist es sehr positiv, was sich auch in meiner aktuellen Gefühlslage wiederspiegelt: Mir geht es wirklich gut und ich genieße es sehr, hier sein zu dürfen. Ich bin für jede Erfahrung dankbar und hoffe sehr, dass es so bleiben wird.


Ein Lächeln macht den Unterschied

Bei einem Freiwilligendienst im Ausland gehört es dazu eine andere Kultur kennenzulernen. Parallel dazu lernt man jedoch auch die eigene Kultur viel besser kennen, da man die Möglichkeit hat sie mit Distanz von außen betrachten zu können. Ein sehr bemerkenswerter Aspekt der mir aufgefallen ist, ist dass viele Leute in Deutschland, verglichen mit einem Großteil der Ghanaer, die ich bis jetzt hier getroffen habe, ohne ein Lächeln bzw. mit einer nicht allzu positiven Einstellung durch den Tag gehen.

Ich empfinde das als teilweise paradox, da wir in Deutschland einen so viel höheren Lebensstandard genießen und anders herum auch einige Ghanaer den Wunsch haben sich in Europa zu verwirklichen. Obwohl es hier einige Probleme gibt, wird viel zusammen gesungen, getanzt und gelacht was ich wirklich sehr genieße. Ich hoffe sehr, dass ich die Fähigkeit vieles positiv zu sehen und auch meine eigene Situation mehr wertzuschätzen mit nach Deutschland nehmen kann und nicht allzu schnell wieder verlerne. Denn zu Lächeln ist nicht nur sehr schön für einen selbst, sondern auch schön für die Leute um einen herum.

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Our Day

Das ghanaische Schulsystem ist stark am britischen orientiert und somit ist das Schuljahr in 3 Abschnitte, sogenannte “Terms”, unterteilt. Jeder Abschnitt braucht gute 3 Monate und endet mit jeweils einem Exam in jedem Fach, das den Stoff des vergangenen Terms prüft. Nach dem Term haben die Kinder frei und am letzten Schultag vor den Ferien gibt es Zeugnisse.

Dieser Tag wird “Our Day” genannt und findet nicht nur in der Schule sondern auch im Kindergarten statt, also in der Creche in der ich arbeite. Am 11.04 habe ich zum ersten Mal den Our Day erlebt und war in vielerlei Hinsicht überrascht:

Als weltwärts Freiwilliger in der Creche wurde mir gesagt ich soll mich etwas schicker anziehen. Ich war jedoch sehr überrascht als ich gesehen habe wie die Kinder zur Schule gekommen sind. Fast jedes der maximal 6 Jahre alten Mädchen kam in einem langen Kleid, teilweise geschminkt oder mit Schmuck und einige sogar mit hohen Schuhen.

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Aber auch die Jungs hatten wirklich schöne, größtenteils ghanaische Kleidung an. Egal ob schick oder doch Alltagskleidung, eines hatten alle Kinder jedoch gemeinsam: Jeder kam mit einem Lächeln und alle waren sehr aufgeregt. Es gab besondere Getränke, Süßigkeiten und kleine Spielsachen wie Luftballons zu kaufen, und es wurde mit den Kindern getanzt und den ganzen Tag gespielt. Auch das Mittagessen war besonders lecker und jedes Kind hat ein Eis bekommen. Die Zeugnisse gab es erst am Ende und diese wurden ungeöffnet von den Kindern nach Hause getragen.

Ich persönlich finde es ist wirklich schön, den letzten Schultag so zu verbringen. Den Kindern konnte man sehr deutlich ansehen wie sehr sie diesen Tag genießen, allein den Satz “Today is our day” hab ich bestimmt 100-mal von den Kleinen gehört.